LWL-Pflegezentrum Lippstadt
Sucht
Alkoholismus ist nach der Nikotinsucht die häufigste Sucht in unserer Kultur. Gleichzeitig ist Alkohol gesellschaftlich akzeptiert und wird von der großen Mehrheit nicht als süchtig machende Droge verurteilt.
Alkohol gehört inzwischen zum Alltag und hat vielfältige Funktionen: als „Genussmittel“, „Stimmungsmacher“, gegen alle Arten von Stress und Frustation. So geannten „Suchtkarrieren“ haben diverse Stadien des Trinkens und enden in der Regel mit köperlicher Abhängigkeit bis hin zum seelischen Verfall. Dennoch gibt es wohl keine andere Krankheit, die von den Betroffenen so lange und hartnäckig geleugnet wird wie der Alkoholismus. Das erschwert nicht nur die Vorbeugung, sondern auch den Umgang von Angehörigen und Fachleuten mit alkoholkranken Menschen. Die Abghängigkeit resultiert aus einer Mischung biologischer, seelischer und sozialer Faktoren, in der Erbanlagen ebenso wie die Lebensumstände eine Rolle spielen. Die Therapie kann die vollständige Enthaltsamkeit (Abstinenz) oder die Verminderung des Alkoholismus (kontrolliertes Trinken) zum Ziel haben.
Neben den sogenannten substanzgebundenen Süchten wie der Abhängigkeit von Alkohol, Medikamenten, Heroin, Cannabis oder pflanzlichen und chemischen Drogen sind in den vergangengen Jahren „verhaltensbezogene“ Süchte wie die Spiel- oder Arbeitssucht zunehmend in das öffentliche Bewusstsein gerückt. Die Ursachen sind vielfältig, vom medizinischen Standpunkt aus jedoch nicht eindeutig belegt oder allgemein anerkannt.
Ein solches Fehlverhalten wird oftmals dadurch ausgelöst, dass die unerträglich erscheinende Realität verdrängt werden soll. So wird zwar die Wahrnehmung betäubt, aber der jeweilige zugrunde liegende Konflikt nicht gelöst. Er wird lediglich überspielt. Bei fortschreitender Krankheit wächst die Abhängigkeit von Suchtmitteln, gleichzeitig muss ihre Dosis regelmäßig erhöht werden (Gewöhnung). In süchtigem Verhalten ist demnach die Tendenz zur Selbstzerstörung angelegt. Dem Ruin der sozialen und materiellen Existenz folgt nicht selten der körperliche Verfall und eine deutlich erhöhte Sterblichkeitsrate.
Grundsätzlich gilt aber:
Jedes menschliche Verhalten kann – exzessiv ausgeübt – abhängig machen. Bei so genannten stoffgebundenen Abhängigkeiten, z. B. der Abhängigkeit von Alkohol, spielen wahrscheinlich auch anlagebedingte, körpereigene Stoffwechseldefizite eine Rolle.
(Quelle: „Wenn die Psyche Hilfe sucht ...“, Ausgabe 2004)